
Frauen der Bibel – Hanna (Mutter von Samuel)
Sie hat gebetet, sie hat erhalten und sie hat alles wieder abgegeben – Hanna ist beeindruckend. Sie erinnert mich irgendwie an Oma Geesje aus den Romanen von Lynn Austin. Eine leidenschaftliche Frau mit einem aufrichtigen Herzen, die durch mehrere Kämpfe im Leben Frieden mit Gott gefunden hat.
Ihr Name
Hanna kann „Gnade“ und „Anmut“ bedeuten.
Ihre Zeit
Hanna lebte etwa 1125 v. Chr – die Zeit der Richter. Das Volk Israel hatte das verheissene Land mehrheitlich eingenommen, es gab aber noch keinen König. Die Stämme wurden von sogenannten Richtern und Priestern geführt. Bekannte Richter waren zum Beispiel Debora, Gideon und Simson (ihre Geschichten findest du im Buch der Richter in der Bibel). Der Sohn von Hanna – Samuel – wurde der letzte Richter in Israel. Nach ihm wünschte sich das Volk einen König, um so zu sein wie alle anderen Völker auch.
Ihre Geschichte
Bibelstelle: 1 Samuel 1+2
Hanna hatte einen Traum: sie wollte unbedingt Mutter werden und ihrem geliebten Mann Elkana einen Sohn schenken. Aber dieser Wunsch blieb ihr verwehrt. Stattdessen dufte die andere Frau von Elkana mehrere Kinder zur Welt bringen – und liess keine Gelegenheit aus, dies Hanna unter die Nase zu reiben. Es war demütigend, es war gemein, es war unfair, es war frustrierend und es war traurig. Die ganze Situation war nicht gerade förderlich für das Selbstwertgefühl von Hanna. Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle kannte sie vermutlich nur zu gut. Auch wenn Hanna alles hatte, was sie zum Leben brauchte, wäre die Sehnsucht nach einem Kind und das Ausbleiben dieses Traums wohl genug für sie gewesen, um verbittert und kalt und gemein gegenüber der zweiten Frau von Elkana zu werden. Aber Hanna war nicht so. Es scheint, dass sie ein sehr freundliches Herz hatte. Aber es war ein gebrochenes Herz. Als sie mal wieder von der zweiten Frau von Elkana gedemütigt wurde, ging sie mit ihrer Sehnsucht, ihrem Schmerz, ihrer Bitterkeit und ihrer Trauer zu Gott. Sie betete lange, suchte seine Gegenwart, seine Gnade und irgendein Zeichen des Trostes. Sie war so vertieft in das Gebet, dass sie gar nicht merkte, wie der Priester Eli sie beobachtete. Sie warf sich mit allem, was sie hatte und was sie bewegte vor Gott. Sie betete aus vollem Herzen – ehrlich und sehnsüchtig. Hanna ging so weit, dass sie Gott ein grosses Versprechen machte: Wenn er sie schwanger werden liesse mit einem Jungen, würde sie diesen ihm wieder abgeben. Das ganze Leben des Jungen sollte dann Gott gehören. Hanna war tatsächlich bereit, ihren einzigen grossen Traum Gott wieder ganz abzugeben, sollte er sich erfüllen.
Der Priester Eli, der sie beobachtete, hielt sie für betrunken. Hanna betete wohl mal leise, mal laut, vielleicht unter Tränen und teilweise mit Verbitterung. Sie war so vor Gott, wie sie eben war. Als Eli sie konfrontierte, konnte Hanna die Situation jedoch erklären und fand in der Antwort von Eli Trost und Zuversicht. Nach ihrer Unterhaltung ging sie von Frieden erfüllt nach Hause.
Und es geschah tatsächlich: Gott liess sie schwanger werden. Sie gebar einen Jungen, nannte ihn Samuel und behielt ihn bei sich, bis er nicht mehr gestillt wurde. Dann hielt sich Hanna an ihr Gelübde und brachte ihren Jungen (zusammen mit Elkana!) nach Silo zu Eli und sie beteten zusammen den Herrn an.
Das Gebet von Hanna gilt als eines der schönsten Gebete der Bibel. Sie preist Gott und dankt ihm für seine Erhörung. Da ist keine Bitterkeit mehr, noch nicht einmal Trauer, dass sie Samuel nun in Silo lässt. Auch wenn ich mir vorstellen kann, dass das nicht einfach war für Hanna. Schliesslich gab sie ihr eigenes Kind sozusagen in fremde Obhut. Sie gab das weg, was ihr am allerwichtigsten war – im Vertrauen darauf, dass Gott ihr ihren Sohn geschenkt hatte und nun auch für ihn sorgen würde. Ihr Sohn war von Anfang an ein Geschenk Gottes und sollte jetzt auch wieder ihm gehören.
Interessant ist, dass Hanna bzw. ihr Mann Elkana die Möglichkeit gehabt hätte, ihr Gelübde für nichtig zu erklären, an dem Tag, an dem er davon erfuhr. Hanna hätte sich also aus ihrem Versprechen Gott gegenüber hinauswinden können. Tat sie aber nicht. Sie freute sich sogar, dass sie Samuel Gott wieder abgeben durfte. Sie hat wirklich ihren grossen Wunsch Gott übergeben und im Abgeben von diesem Traum an Gott Frieden gefunden.
Hanna erhielt noch weitere Kinder, aber dennoch muss dieser Schritt für sie extrem herausfordernd gewesen sein. Einmal pro Jahr ging sie nach Silo, betete mit ihrer Familie Gott an, besuchte Samuel und brachte ihm neue Kleider.
Ihr Charakter
Freundlich
Ich glaube, dass Hanna ein freundliches und gütiges Herz hatte. Sie liess sich nicht (oder nicht mehr) auf die blöden Spiele mit ihrer Rivalin ein. Sie verzichtete auf eine verbitterte Antwort oder Gemeinheit und ging mit ihrem Schmerz und Anliegen direkt zu Gott.
Leidenschaftlich
Hanna betete so eindringlich, dass sie vom Priester Eli für betrunken gehalten wurde. Sie weinte vermutlich, flüsterte zwischendurch und wurde dann wieder lauter. Sie war voll bei der Sache – oder besser gesagt bei Gott. Und sie wusste genau, was sie wollte: einen Sohn. Für ihn gab sie alles hin – sich selbst und sogar den Sohn selbst.
Verlässlich
Es muss eine Eigenschaft gewesen sein, die auch Elkana an ihr geliebt hat. Wer schätzt es nicht, wenn man sich voll und ganz auf jemanden verlassen kann? Auf Hanna war Verlass. Sie war treu. Sie hätte sich irgendwie aus dem Gelübde herauswinden können, es wäre sogar rechtlich in Ordnung gewesen. Aber sie hielt Wort – und gab Samuel Gott wieder ab. Auch wenn sie das viel gekostet haben muss…

Ihre Wirkung
Dadurch, dass sie Wort hielt, erhielt Israel einen grossen Propheten und letzten Richter. Samuel beeinflusste nicht nur das Volk, sondern später auch König Saul und sogar noch König David. Hanna war vermutlich auch für Samuel selbst ein grosses Vorbild im Glauben. Ihr Glaube, Vertrauen und Ausharren hat sicher auch andere Menschen in ihrem Umfeld inspiriert und ermutigt.
Ihr Gott
Gott zeigt sich bei Hanna als ein Gott, bei dem man kommen darf, wie man ist und mit allem, was einem grad so beschäftigt. Er ist ein Gott, der den einzelnen Menschen sieht, ein Gott, der DICH sieht (1. Mose 16.13). Und er ist ein Gott, der Gebete erhört. Er ist nicht gleichgültig oder teilnahmslos. Er hört dich (Psalm 65.3).
Ihr Beispiel
Vertrauen
Gott war für Hanna nicht eine abstrube Energie oder so, nein, Gott war für Hanna sehr real, sehr wichtig und sehr nah. Das zeigt sich in ihren ehrlichen Gebeten und in ihrem grossen Vertrauen zu ihm. Sie vertraute ihm, dass er ihr alles geben wird, was sie braucht als sie von Eli nach Hause ging und sie vertraute ihm, als sie ihm ihren Sohn zurückgab. Sie vertraute schon bei ihrem ersten Gebet in Silo darauf, dass Gott sie hören würde und sie nicht einfach in die Leere betete. Ich wünsche mir, mit genau so einem grossen Vertrauen beten und leben zu können.
Verlässlichkeit
„Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein“ heisst es in Matthäus 5.37. Auf uns soll Verlass sein, denn auch auf Gott ist Verlass. Er ist die Treue in Person. Wenn Menschen befragt werden, was ihnen in einer Ehe am wichtigsten ist, dann kommen Eigenschaften wie „Treue“ relativ häufig vor. Wäre es nicht schön, wenn sich in unserem Leben ein Stück weit auch die Verlässlichkeit von Gott spiegeln würde? Bei Hanna finden wir diese Eigenschaft, sogar dann, als es für sie schwierig wurde. In Jesaja 7.9c heisst es: Glaubt ihr nicht, dann bleibt ihr nicht! Oder anders übersetzt: Wenn ihr mich nicht als zuverlässig erachtet, werdet ihr euch nicht als zuverlässig erweisen. Wie wir Gott sehen, kennen und erleben, bestimmt massgeblich auch unseren Charakter.

Was lernst du von Hanna? Ich möchte so ein Vertrauen zu Gott haben, wie Hanna. Ich möchte auch in meinen schwierigsten Zeiten zuallererst auf die Idee kommen, zu Gott zu gehen und ihm alles hinzulegen.
Gebet
Vater, ich danke dir, dass du uns solche Geschichten, wie die von Hanna zum Vorbild gibst. Du bist treu und auf dich ist Verlass. Ich bitte dich, dass du mir mein Herz immer mehr für dich öffnest und ich dich wirklich erkennen darf – so wie du bist. Herr, ich danke dir, dass du mich liebst, so wie ich bin. Ich danke dir, dass du ein geduldiger Zuhörer und ein grosszügiger Gott bist. Du bist der Anfänger und Vollender meines Glaubens. Stärke mein Vertrauen zu dir.
Amen.
Bibelstellen
1 Samuel 1 + 2
Matthäus 5.37
Psalm 65
1. Mose 16.13
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